Als ältester Verein der Stadt Gladbeck feiern wir in diesem Jahr unseren 370. Geburtstag und wir sind stolz, im Herzen unserer Stadt diese besondere Tradition leben zu dürfen. Ein herzliches Dankeschön richte ich daher insbesondere an unsere Bürgermeisterin Frau Bettina Weist und die Stadt Gladbeck mit Ihren Mitarbeitern,
die uns die Ausrichtung des Festes an dieser Stelle wieder ermöglicht haben. Ebenfalls bedanke ich mich nochmals herzlich bei unserem Schützenbruder und Bürgermeister a.D., Herrn Ulrich Roland, der uns bei all unseren Schützenfesten in der Vergangenheit unterstützt und begleitet hat. In den vergangenen fünf Jahren durften wir eine äußerst positive Entwicklung in unserem Verein verzeichnen. Der Wunsch, nicht nur der Schützen, sondern auch der Bürger der Stadt Gladbeck, Traditionen zu pflegen und zu feiern, hat uns veranlasst die Schützenfeste nun in einem 3 Jahres Rhythmus zu planen.

Unsere Vereins- und Sportstätte trägt auch hier insbesondere dazu bei, dass sich unsere Mitglieder regelmäßig, sowohl traditionell, als auch sportlich treffen und unser Vereinsleben zu füllen. So konnten wir die Schießsportanlage auf eine moderne digitale Schießanlage umrüsten und darüber hinaus im vergangenen und in diesem Jahr im Rahmen des Förderprogramms „Moderne Sportstätten“ die gesamte Vereinsstätte energetisch und technisch modernisieren. Allen Helfern, dem gesamten Vorstand und dem Festausschuss gilt an dieser Stelle mein besonderer Dank für die hervorragende Vorbereitung dieses Festes!

Ich freue mich schon heute mit Euch beim Einzug in das Festzelt zu singen…

„Es gibt nur ein Gladbeck-Mitte!“

Gut Schuss
Stephan Ostendorf

Chronik des Schützenvereines Gladbeck-Mitte 1652 e.V.

Zum 16. Mal nach dem 2. Weltkrieg
rüstete der älteste Verein im Vest Recklinghausen zu einem Schützenfest. In der Festzeitschrift zum „300jährigen“ des Schutzenvereins Gladbeck-Mitte im ̈
Juni 1953 hat der Protektor dieses Schützenfestes, Herr Oberstudiendirektor i. R. Dr. Ludwig Bette, eine Chronik des Vereins veröffentlicht. Die wichtigsten und für die Geschichte unseres Vereins bedeutendsten Ausführungen des bekannten Gladbecker Heimatforschers sollen daher auszugsweise wiedergegeben werden. Über das Bestehen einer Schützengilde in Gladbeck unterrichtet uns zuerst die altehrwürdige künstlerisch wertvolle Schützenkette aus dem Jahre 1652. Ob sie erst in dem vorgenannten Jahre gegründet worden ist oder ob sie noch weiter in die Vergangenheit zurückreicht, lässt sich nicht sagen, da weitere Nachrichten fehlen.

In den Landgemeinden des Vestes werden sich erst in und nach dem Dreißigjährigen Kriege Schutzengilden gebildet ̈ haben, nachdem sich während der langen, schweren Heimsuchungen ihre Notwendigkeit als unbestreitbar erwiesen hatte. Für Gladbeck steht aber als sicher fest, dass 1652 eine Schützengilde mit St. Lambertus als Patron bestanden hat. Eine zweite wichtige Überlieferung stammt aus dem Jahre 1765: An der alten Königskette von 1652 hängen zwei wohlgeformte, kartuschenähnliche, gleich große Gedenkmünzen mit der Aufschrift: Johannes Berndadus Vöing Amtsführer, fieri fecit 1765. Vöing hat also beim Schützenfest des Jahres 1765 das Königsamt bekleidet.

Nach dem Schützenfest vom Jahre 1765 ̈ schweigen die Quellen wieder für lange Zeit. Man darf annehmen, dass in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die
reich angefüllt war mit Kriegen, Hungersnöten und anderen Beschwernissen, die Schützenfeste häufig, vielleicht mehrere Jahre hindurch, ausgefallen sind. Bei dem Schützenfest im Jahre 1805 tat den Königsschuss der Höfner Johann Theodor Nessel gen. Wehling vom Hofe Wehling in Gladbeck-Ellinghorst. Im Jahre 1815 kam das Vest Recklinghausen an das Königreich Preußen. Eine Zeit längeren Friedens brach an und die wirtschaftlichen Verhältnisse begannen sich allmählich zu bessern. Infolge dessen lebte auch das Schützenwesen wieder auf, und in vielen Orten der engeren Heimat treten Schützenvereine ins Leben. Nach zuverlässigen mündlichen Angaben älterer, jetzt verstorbener Mitburger, haben in Gladbeck 1836 und ̈ 1840 Schützenfeste stattgefunden. 1845 wurde ebenfalls dem neuen Schützenkönig, dessen Name im Protokollbuch nicht genannt wird, die übliche Prämie von 5 Talern vom Gemeinderat bewilligt. Während der Hungerjahre 1846/47, der Revolutionsjahre 1848/49 und in den anschließenden Jahren scheinen die Schützenfeste ausgefallen zu sein. Auch in den Fünfziger Jahren scheint kein allgemeines Schützenfest zustande gekommen zu sein. Jedenfalls entschloss sich der Junggesellenverein im Jahre 1858, ein eigenes Schützenfest zu veranstalten. König wurde der Wegearbeiter Johann Düsing, später Polizist in Horst. Ein allgemeines Schutzenfest kam, soweit sich ̈ nach schriftlichen und mündlichen Quellen feststellen lässt, erst im Jahre 1865 wieder zustande.

19 Jahre gingen dahin, bis im Mai 1884 ein kleiner Kreis von Bürgern im Gasthaus Franz-Schulte-Rebbelmund, gen. van Ahlen, am Kirchplatz zusammen kam und die Veranstaltung eines allgemeinen Schützenfestes beschloss. Nach zehnjähriger Pause erlebte Gladbeck vom 15. – 17. September 1884 wieder ein großes Schützenfest. Die Königswürde errang der Bauunternehmer Carl Braunsteiner, der sich Agnes Rebbelmund als Königin erkor. Acht Jahre später (1902) beging Gladbeck das nächste Schützenfest, bei dem Heinrich Vaerst den Königsschuss tat. Königin wurde Frau Bergermann. 34 Jahre flossen dahin, ehe in Gladbeck wieder ein allgemeines Schutzenfest gefeiert wurde. Während dieser Zeit entstanden aber in den Außenbezirken, den Bauernschaften, eigene Gilden, die sich vorzuglich entwickelten und erfolgreiche Arbeit leisteten. 1898 wurde der Schutzenverein Rentfort gegrundet; ihm folgte am 1. Juli 1912 der Bürgerschutzenverein „Hubertus“ Zweckel, am ̈15. Oktober 1930 der Bürgerschützenverein „Wilhelm Tell“ in Butendorf. Die vier Gilden schlossen sich 1929 zu einer Interessengemeinschaft zusammen, die fruchtbare Arbeit geleistet hat. Das blühende Leben und das wertvolle Wirken der Schützenvereine in den Außenbezirken ließen um die Wende des Jahres 1935/36 in Gladbeck-Mitte den Wunsch laut werden, in Anknupfung an die vor 34 Jahren abgerissene Alt-Gladbecker Schützentradition wieder eine Schützengesellschaft ins Leben zu rufen
und durch ein großes, allgemeines Volksfest auf- und auszubauen.

Das viertägige Fest im Jahre 1936 war ein leuchtendes Beispiel starker Volksverbundenheit, ein beglückendes Bekenntnis zu urwüchsigem Brauchtum, zu tiefer Heimat- und Vaterlandsliebe. Am Nachmittag hatte ein heiteres Kinderschützenfest den Söhnen und Töchtern der Mitglieder und den Waisenkindern beider Konfessionen herzliche
Freude bereitet. Nach dem Zusammenbruch unseres Volkes und Vaterlandes im Mai 1945 mit all seiner Verwirrung gingen vier Jahre dahin, ohne dass man an eine Wiederbelebung der Schützengilde dachte und ihre Neubildung versuchte. Zunächst gab es wichtigere und notwendigere Aufgaben zu meistern. Und doch hielt man es für wünschenswert, ja nötig, auch jene Kräfte und Hilfen wieder zu mobilisieren und einzusetzen, die schon seit Jahrhunderten um die soziale und nationale Gesundung, die sittliche Kräftigung und wirtschaftliche Schaffensfreude aller Volksschichten sich ernstlich und verdienstvoll bemüht hatten: die Schützenvereine. Anfang Januar 1949 lud Major Wilhelm Bette bekannte und arbeitsfreudige Kameraden zu einer Vorbesprechung im Gasthof van Suntum ein. Dort beschloss man einmutig und begeistert, baldmöglichst die nötigen Vorbereitungen zum Wiederaufbau des Schützenvereins Gladbeck-Mitte aufzunehmen. Dasselbe geschah in einer Sitzung der Interessengemeinschaft unter Leitung des Generals Heinrich Jockenhöfer am 5. Juli 1949. Schon am 24. Juli wurde die Neugründung der 4. Kompanie durchgeführt; bald folgten auch die anderen Kompanien.

In den anschließenden Monaten wurden die Auf- und Ausbauarbeiten kräftig weitergetrieben. Von besonderer organisatorischer Bedeutung war die von W. Bette geleitete Versammlung der Vorstände der einzelnen Kompanien am 19. Februar 1952. Dort wurden die Mitglieder des Hauptvorstandes gewählt; 1. Vorsitzender Wilhelm Braunsteiner, 2. Vorsitzender Dr. Hermann Küster, Regimentsadjutant Wilhelm Bette, 1. Geschäftsführer Heinrich Schwarte, 2. Heinz Kirschbaum, 3. Josef Zurhausen, 4. Eugen Frinken, 5. Heinz Hagemann. 1. Kassierer wurde Bernhard Rebbelmund, 2. Wilhelm Rüberg. Für die Offizierskasse wurde gewählt: Karl van Suntum als 1., Bernhard Tenbrink als 2., Anton Borghoff als 3. Kassierer. Dem Hauptvorstand gehörten auch die Hauptleute der einzelnen Kompanien an.

Am 17. Oktober 1952 beschloss der Vorstand des Schützenvereins Gladbeck-Mitte die Feier des 300-jährigen Jubiläums vom 27. bis 30. Juni 1953 großzügig zu begehen. Im Anfang des Jahres 1953 wurden einige Änderungen im Vorstand und im Stab des Vereins nötig. Nach dem Tod seiner Gattin, am Februar 1953, sah sich Oberst Braunsteiner veranlasst, sein Amt als Vorsitzender niederzulegen. Er wurde wegen seiner großen Verdienste um das Schützenwesen seiner Vaterstadt zum Ehrenoberst ernannt.